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Die Sergeants-Affäre: Eine tragische Episode im britischen Mandat Palästina

In den turbulenten letzten Jahren des britischen Mandats in Palästina führte die jüdische Untergrundgruppe Irgun unter der Führung des späteren israelischen Premierministers Menachem Begin einen gewaltsamen Kampf gegen die britische Autorität. Ihre Operationen umfassten Bombenanschläge auf arabische Märkte, Angriffe auf britische militärische und administrative Einrichtungen sowie die Inszenierung hochkarätiger Entführungen. Obwohl von nationalistischen Zielen getrieben, würden viele dieser Aktionen – insbesondere jene, die Zivilisten ins Visier nahmen oder darauf abzielten, Angst zu schüren – heute unzweifelhaft als Terrorakte nach weit akzeptierten modernen Definitionen gelten.

Die britischen Behörden reagierten mit harten Gegenmaßnahmen, darunter Verhaftungen, Militärprozesse und Hinrichtungen gefangener Irgun-Kämpfer. Eine der folgenreichsten Episoden in dieser Periode war die Sergeants-Affäre, die mit der Todesverurteilung dreier Irgun-Mitglieder begann, die beim Ausbruch aus dem Acre-Gefängnis im Mai 1947 gefasst worden waren. Wegen gewalttätiger Handlungen gegen britische Truppen, einschließlich des Einsatzes von Sprengstoff und bewaffnetem Widerstand, wurden Avshalom Haviv, Meir Nakar und Yaakov Weiss zum Tode durch den Strang verurteilt.

Die Entführung

Trotz wachsender Bedrohungen und ausdrücklicher Warnungen britischer Geheimdienst- und Militärbehörden wurde das Risiko einer Entführung durch Irgun-Operative oft unterschätzt oder ignoriert. So erging es den Sergeants Clifford Martin und Mervyn Paice, beide erst 20 Jahre alt und im 252 Field Security Section des British Army Intelligence Corps im Sommer 1947 dienend. Am 11. Juli 1947 waren die beiden Sergeants außer Dienst, unbewaffnet und in Zivilkleidung. Sie entschieden sich, in Netanja, einer Küstenstadt mit jüdischer Bevölkerung und Untergrundaktivität, zu verkehren. Sie besuchten ein Café in Netanja und kamen mit Aaron Weinberg ins Gespräch, einem jüdischen Flüchtling und lokalen Angestellten in einem britischen Militärferienlager.

Den Sergeants war unbekannt, dass Weinberg als Doppelagent agierte und heimlich sowohl mit der Haganah als auch mit der Irgun verbunden war. Nachdem er das Vertrauen britischer Offiziere gewonnen hatte, meldete Weinberg seine Begegnung mit den Sergeants an die Irgun-Führung. Die Organisation mobilisierte rasch ein Team. Die Operation leitete Benjamin Kaplan, ein erfahrener Irgun-Operative, der zuvor beim dramatischen Ausbruch aus dem Acre-Gefängnis befreit worden war – genau jenem Überfall, für den die drei Irgun-Mitglieder nun auf ihre Hinrichtung warteten.

Als Martin und Paice das Café verließen, wurden sie von der Irgun-Einheit überfallen und entführt. Sie wurden an einen verborgenen Ort gebracht: eine Diamantschleiferei in Netanja, die in eine provisorische Haftanstalt umgewandelt worden war. Dort wurden sie in einer engen, luftdichten unterirdischen Zelle eingesperrt, 18 Tage lang mit begrenzten Vorräten an Flaschen-Sauerstoff, Essen und Wasser am Leben erhalten. Die physischen Bedingungen waren grausam, doch der psychologische Krieg war ebenso wirkungsvoll: Die Entführung war eine bewusste Taktik, um die britischen Behörden zu zwingen, die geplanten Hinrichtungen der Irgun-Gefangenen zu überdenken. In diesem Sinne war die Entführung sowohl eine Vergeltungsdrohung als auch ein strategischer Hebel.

Die Geiselnahme-Verhandlungen

Das Motiv der Irgun war, die Sergeants als Druckmittel einzusetzen, um die Hinrichtung der drei Irgun-Militanten – Avshalom Haviv, Meir Nakar und Yaakov Weiss – zu stoppen, die beim Acre-Gefängnisausbruch im Mai 1947 gefasst worden waren. Die drei waren wegen illegalen Waffenbesitzes und der Absicht, Schaden anzurichten, verurteilt worden; ihre Todesurteile wurden am 8. Juli von den britischen Behörden bestätigt. Die Irgun gab eine öffentliche Drohung heraus: Sollten die Hinrichtungen vollstreckt werden, würden Martin und Paice aus Rache gehängt.

Als die Nachricht von der Entführung die Runde machte, intensivierten sich die Bemühungen um die Freilassung der Sergeants. Am 17. Juli appellierten die britischen Abgeordneten Richard Crossman und Maurice Edelman öffentlich an ihre Freilassung, unterstützt von anderen prominenten Persönlichkeiten und Privatpersonen. Mervyn Paices Vater schrieb einen herzzerreißenden Brief an Menachem Begin und flehte um das Leben seines Sohnes. Der Brief erreichte Begin über einen Irgun-nahen Postangestellten, doch Begin antwortete kalt über einen Rundfunkbeitrag auf dem geheimen Irgun-Sender Kol Tsion HaLokhemet: „Sie müssen sich an Ihre Regierung wenden, die nach Öl und Blut dürstet.“

In der Zwischenzeit starteten britische Geheimdienste und Sicherheitskräfte eine intensive Operation, um die Geiseln zu lokalisieren und zu bergen. Auf einen Tipp hin durchsuchten sie die Diamantschleiferei in Netanja, doch die Mission scheiterte. Die Sergeants wurden in einer verborgenen, luftdichten unterirdischen Zelle festgehalten – ein Detail, das Spürhunde und Standard-Suchmethoden wirkungslos machte.

Angesichts des eskalierenden Drucks öffentlicher Appelle, des moralischen Gewichts potenzieller Vergeltung und der unbestreitbaren Dringlichkeit der Lage hielten die britischen Behörden stand. Getreu ihrer langjährigen Politik, nicht mit Terroristen zu verhandeln, entschieden sie sich, die Hinrichtungen wie geplant durchzuführen. Am 27. Juli kündigte die Palestinian Broadcasting Company an, dass Haviv, Weiss und Nakar am 29. Juli hingerichtet würden. Am 29. Juli 1947 wurden Haviv, Nakar und Weiss im Acre-Gefängnis gehängt.

Die Morde und ihr grausiges Nachspiel

Wütend über die Hinrichtungen befahl Menachem Begin die sofortige Tötung von Martin und Paice. Am Abend des 29. Juli wurden die Sergeants in einem Akt hingerichtet, der nur als bewusst grausam und symbolisch bezeichnet werden kann. Irgun-Operative verwendeten Klaviersaitendraht für die Erhängung. Die Methode garantierte einen langsamen und qualvollen Tod – ein düsterer Kontrast zum schnellen Fall der britischen Galgen. Die Wahl fiel als direkte Gegenüberstellung zum britischen Hinrichtungsstil – eine kalkulierte Brutalität, um eine Botschaft zu senden.

Nach den Morden transportierte die Irgun die Leichen in ein abgelegenes Eukalyptushain nahe Netanja. Dort wurden die Körper an Bäume gehängt, Gesichter mit Verbänden bedeckt, Hemden teilweise entfernt und so platziert, dass ihre Verletzlichkeit und Demütigung betont wurden. Um den Schock zu verstärken und eine schnelle Bergung zu verhindern, legte die Irgun eine Kontaktmine unter Sergeant Martins Leiche. Diese Ergänzung verwandelte den Fundort in eine tödliche Falle.

Der finale Akt dieser propagandistischen Operation war Medienmanipulation. Die Irgun kontaktierte anonym Tel Aviver Zeitungen und gab den Standort der Leichen preis. Am 31. Juli entdeckten britische Soldaten begleitet von Journalisten die Leichen. Die Szene war entsetzlich: Die geschwärzten, blutigen Körper der Sergeants schwangen an den Bäumen, mit Irgun-Kommuniqués, die sie „jüdischer Verbrechen“ bezichtigten. Captain D.H. Galatti begann nach Überprüfung des Gebiets, Martins Leiche mit einem an einer Stange befestigten Messer herunterzuschneiden. Als der Körper fiel, detonierte die Mine, zerfetzte Martins Leiche, verstümmelte Paices und verletzte Galatti im Gesicht und an der Schulter. Die grauenhaften Bilder, die die Presse festhielt, schockierten die Welt.

Globale Verurteilung und gewaltsame Vergeltung

Die Hinrichtung der Sergeants Clifford Martin und Mervyn Paice durch die Irgun löste in Großbritannien und darüber hinaus eine Welle des Abscheus aus. Die grausame Natur der Morde, kombiniert mit ihrem symbolischen Timing und der reuelosen Haltung der Irgun, provozierte breite Verurteilung in politischen, medialen und öffentlichen Kreisen.

In der britischen Presse war die Reaktion prompt und scharf. Die Times erfasste die nationale Stimmung in einem kraftvollen Leitartikel:

„Es ist schwer abzuschätzen, welchen Schaden die kaltblütige Ermordung der zwei britischen Soldaten der jüdischen Sache nicht nur in diesem Land, sondern weltweit zufügen wird.“

Ähnlich verurteilte die Manchester Guardian die Morde als eine der abscheulichsten Taten in der Geschichte moderner politischer Gewalt und zog Vergleiche zu Nazi-Gräueltaten.

In Großbritannien ging die Reaktion über Rhetorik hinaus. Während des August-Bankfeiertags-Wochenendes 1947 brachen in mehreren Städten antisemitische Unruhen aus. Liverpool, London, Manchester und Glasgow erlebten Angriffe auf jüdische Geschäfte, Häuser und Synagogen. Fenster wurden eingeschlagen, Gebäude geplündert und jüdische Gemeinden schikaniert – die schlimmste antisemitische Gewalt in Großbritannien seit Jahrzehnten. Graffiti mit erschreckenden Parolen wie „Jüdische Mörder“ und „Hitler hatte recht“ tauchten auf.

In Palästina hingegen fiel die Reaktion völlig anders aus. Die Irgun zeigte keinerlei Reue, sondern prahlte mit den Morden und stellte sie als gerechtfertigten Akt kriegerischen Widerstands dar. In ihrer Untergrundpresse veröffentlichten sie kühne Erklärungen wie:

„Wir erkennen keine einseitigen Kriegsregeln an.“

Diese Aussage spiegelte die breitere ideologische Haltung der Irgun wider: Großbritannien habe keine moralische Autorität, Gesetze durchzusetzen oder die Bedingungen des Konflikts zu diktieren. Für sie war das Erhängen der Sergeants kein Verbrechen, sondern ein kalkulierter Akt der Abschreckung und des Widerstands – eine Reaktion auf wahrgenommene britische Unterdrückung und Ungerechtigkeit. In diesem Rahmen wurde moralische Legitimität nicht durch internationales Recht oder universelle Prinzipien definiert, sondern durch die empfundene Gerechtigkeit ihres nationalen Kampfes. Diese Denkweise – die Darstellung gewaltsamer Vergeltung als Widerstand gegen eine illegitime Besatzungsmacht – findet Echo in der Rhetorik späterer militanter Bewegungen wie der Hamas, die Gewalt ähnlich als defensive Maßnahme gegen wahrgenommene fremde Herrschaft und systemische Ungerechtigkeit rechtfertigt.

Doch während die Aktionen der Irgun in manchen zionistischen Kreisen Bewunderung als Ausdruck kompromissloser nationaler Entschlossenheit fanden, lösten sie auch tiefes moralisches Unbehagen in der breiteren jüdischen Gemeinschaft und Empörung im Ausland aus. Die internationale Meinung, besonders in Großbritannien und den USA, wandte sich scharf gegen die zionistische Sache, die nun mit Terrorismus statt Befreiung assoziiert wurde. Die Sergeants-Affäre enthüllte somit ein gefährliches Paradoxon, das nationalistische und aufständische Bewegungen bis heute verfolgt: Dieselben Handlungen, die von einer Seite als heroischer Widerstand gelten, können von der anderen als unverzeihliche Gräueltaten gesehen werden. Diese Aussage spiegelte die breitere ideologische Haltung der Irgun wider: Großbritannien habe keine moralische Autorität, Gesetze durchzusetzen oder die Bedingungen des Konflikts zu diktieren. Für sie war das Erhängen der Sergeants kein Verbrechen, sondern ein kalkulierter Akt der Abschreckung und des Widerstands – eine Reaktion auf wahrgenommene britische Unterdrückung und Ungerechtigkeit.

Vermächtnis und historische Bedeutung

Die Sergeants-Affäre markierte einen entscheidenden Wendepunkt im Zerfall der britischen Herrschaft in Palästina. Nur Monate nach den brutalen Morden an den Sergeants Clifford Martin und Mervyn Paice teilte die britische Regierung den Vereinten Nationen offiziell ihre Absicht mit, das Mandat zu beenden. Jahrzehnte administrativer Belastung, eskalierender Gewalt und steigender politischer Kosten hatten die fortgesetzte Kontrolle unhaltbar gemacht. Die Kampagne der Irgun – die in der öffentlichen Hinrichtung britischer Soldaten gipfelte – hatte nicht nur einen tiefen Schlag gegen die britische Moral geführt, sondern auch die Grenzen imperialer Macht angesichts unerbittlicher Aufstände und internationaler Prüfung demonstriert.

Im November 1947 stimmte die UNO über einen Teilungsplan ab, der Palästina in separate jüdische und arabische Staaten aufteilen sollte, mit Jerusalem unter internationaler Kontrolle. Der Vorschlag wies etwa 55 % des Landes dem jüdischen Staat zu, obwohl Juden damals nur etwa ein Drittel der Bevölkerung ausmachten und rechtmäßig nur 7 % des Territoriums besaßen. Die Entscheidung wurde von vielen Juden jubelnd aufgenommen und von den arabischen Staaten sowie der palästinensisch-arabischen Führung vehement abgelehnt, was den Weg für Bürgerkrieg und letztlich einen umfassenden Krieg ebnete.

Kein regierender britischer Monarch hat je den Staat Israel besucht. Zwar haben Mitglieder der königlichen Familie in jüngerer Zeit Besuche unternommen, doch Königin Elizabeth II., die 70 Jahre regierte, betrat das Land nie – eine Unterlassung, die oft als subtiler, aber anhaltender Ausdruck ungelöster diplomatischer Spannungen interpretiert wird, die in den schmerzhaften letzten Jahren britischer Herrschaft verwurzelt sind.

Die Sergeants-Affäre steht somit nicht nur als Moment schockierender Gewalt, sondern auch als historische Wendemarke – wo ein Imperium zusammenbrach, die Diplomatie scheiterte und ein neues, volatiles Kapitel in der Geschichte des Nahen Ostens begann.

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